Europa verantwortungsvoll entdecken: Der Norden Deutschlands

Wie reise ich mit möglichst geringem ökologischen Fußabdruck und sozialverträglich nach Norddeutschland und schaffe dabei einen Mehrwert für mich und die Menschen vor Ort?
Dieser Frage geht unsere Mitarbeiterin ANNA KODEK nach.

Reiseroute: entlang der Ostseeküste mit ihren Hansestädten und Nationalparks über die Mecklenburgische Seenplatte und die Uckermark bis nach Berlin.

INHALT

Warum hat mich der Norden Deutschlands, speziell die Ostsee so verzaubert? Weil hier im Hochsommer bei angenehmen Temperaturen ein Aktivurlaub am Meer möglich ist. Ich liebe es ausgedehnte Wander-, Radtouren und Kajaktouren zu unternehmen und in den historischen Altstädten der Hansestädte zu bummeln. In den typischen Strandkörben, die aufgrund ihrer geschlossenen Bauweise nicht nur den Wind, sondern auch das Rundherum perfekt ausblenden, relaxe ich bei einem guten Buch und lasse meine Blicke immer wieder aufs Meer schweifen.
 
Die Ostsee war ursprünglich ein Süßwassersee. Erst vor ca. 8.000 Jahren vermischte sich die Nordsee mit der Ostsee. Auch heute noch hat diese einen wesentlich niedrigeren Salzgehalt als die Nordsee und sie erwärmt sich im Hochsommer auf rund 20 Grad Celsius.


Die Schlei …

… liegt zwischen Flensburg und Kiel und ist das erste nachhaltig zertifizierte Reiseziel in Schleswig-Holstei. Die Schlei gilt als der längste Meeresarm der Ostsee, der sich rund 40 Kilometer ins Landesinnere erstreckt. Sein Wasser ist Brackwasser, seine Ufer sind größtenteils unverbaut, die Mündung selbst steht unter Naturschutz.
Entlang der Schlei liegen zahlreiche Orte mit typisch reetgedeckten Häusern. Besucher*innen schlendern durch Sieseby oder durch Deutschlands kleinste Stadt Arnis. Schleswig, die größte Stadt der Schlei mit dem Dom St. Petri, ist von Weitem sichtbar.

Regional genießen
Die ganze Produktvielfalt aus der Region wie Hofläden, Wochenmärkte, Fischer etc. hat das Tourismusamt für Sie auf seiner Website gebündelt. Hier finden Sie auch auf einen Blick nachhaltig wirtschaftende Unterkünfte.

Anreise und Mobilität vor Ort: Per Flixbus direkt von Köln, Berlin, Hannover oder Hamburg. In der Schlei-Region gibt es drei Bahnhöfe: Schleswig, Süderbrarup und Rieseby.
Vor Ort ist man mit dem Bus in einem gut ausgebauten Busnetz unterwegs. Nutzen Sie auch die Carsharing-Angebote in Kappeln, Süderbrarup oder Schleswig.  

Die Hansestädte Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund, Greifswald

Die Altstädte der einzelnen Hansestädte sind UNESCO Weltkulturerbe. Da Wasser nie weit entfernt ist, strahlen alle Hansestädte ein maritimes Flair aus.
 
Lübeck

Neben der historischen Altstadt, die malerisch auf einer Insel liegt, ist der Lübecker Stadtwald, ein Naherholungsgebiet, einen Besuch wert. Dieser wird naturnah bewirtschaftet. Der Anfang war vor rund 25 Jahren nicht selbstverständlich und der Förster wurde damals für sein Konzept belächelt. Er trotzte allen Widerständen und vertraute der Natur. Das Konzept ist aufgegangen: Heute ist der Lübecker Wald beinahe so bekannt wie das Niederegger Marzipan und erntet viel Anerkennung im In- und Ausland.
Sein Geheimnis? Es gibt keine Kahlschläge, keine Pestizide und keine Monokultur. Stattdessen wächst ein natürlicher Mischwald. Wird ein Baum gefällt, dann ausschließlich in Handarbeit und mit Pferden.

Wismar

Die Hansestadt Wismar ist weniger bekannt als Lübeck. Ihr Marktplatz ist mit 10.000 m²  einer der größten in Norddeutschland, das klassizistische Rathaus nimmt fast die gesamte Nordseite des Platzes ein.
 
Rostock

Weiter entlang der Ostseeküste liegt die Hanse- und Universitätsstadt Rostock. Mächtige Kirchen, stolze Bürgerhäuser, die gut erhaltene mittelalterliche Stadtmauer und der Hafen zeugen heute noch von der damaligen Macht und dem Einfluss der Stadt. Sie wurde 1161 gegründet und war eine der ersten Hansestädte. Ihren Aufstieg verdankte sie einst ihrem Exportschlager: gehopftes Bier und gesalzener Fisch.
 
Fantasia – Ein Zirkus für ALLE

Hinter diesem Namen verbirgt sich im rot-weißen Zirkuszelt am Stadthafen eine Theatergruppe aus Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen im Alter von 18 bis 65 Jahren. Neben regelmäßigen Aufführungen wird eine Zirkusschule für Kinder und Erwachsene sowie ein Mitmachzirkus angeboten. Wer auch über Nacht Zirkusfeeling erleben will, dem/der steht einer der renovierten Zirkuswagen zur Verfügung.

Stralsund

Eine weitere Hansestadt, die mir persönlich sehr gut gefallen hat, war Stralsund. Das Rathaus mit seiner Schmuckfassade zählt zu den schönsten Bauten der norddeutschen Backsteingotik.

Stralsund © Anna Kodek

Greifswald

Die Universitäts- und Hansestadt Greifswald spielt betreffend Größe und Einwohnerzahl in der gleichen Liga wie Stralsund. Die beiden Städte haben um die 60.000 Einwohnerinnen. Neben dem Hauptplatz, den charakteristischen Giebelhäusern, der alten Stadtmauer und dem Wallgraben tauchen Besucherinnen in der Straze in das Alltagsleben der „Greifswalder*innen“ ein.
Im Café mit Biergarten kann der Hunger gestillt werden und von einem mehrheitlich ehrenamtlichen Team wird ein vielseitiges Programm zusammengestellt. Es finden regelmäßig Repair Cafés, Workshops, Filmvorstellungen und das eine oder andere Konzert statt.

Regional genießen

Die Städte Lübeck und Rostock sind Vorreiter und haben regionaler Angebote auf ihrer Website übersichtlich zusammengestellt. Lübeck, Wismar, Rostock und Greifswald sind auch Fair-Trade-Städte.  

Anreise: Alle Hansestädte sind öffentlich gut mit deutschen Großstädten wie Hamburg und Berlin verbunden.

Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft

Nicht nur der Name klingt nach „wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen“, sondern auch geografisch liegt der drittgrößte Nationalpark Deutschlands am äußersten Rand der Republik Deutschland.
 
Der Weststrand – Natur pur!

Mein Lieblingsplatz in diesem Nationalpark, der 14 Kilometer lange und von Kiefern gesäumte Weststrand, befindet sich auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Er ist nur zu Fuß oder per Rad erreichbar – und die Sonnenuntergänge sind magisch. Der Ort ist ideal zum Entlangschlendern, zum Entspannen und zum Träumen. Denn die umgefallenen Baumstämme sind fantasieanregend.

Weststrand © Anna Kodek

Stammgäste aus der Luft – Kraniche

Die heimlichen Stars in dieser Region sind die Kraniche. Zweimal im Jahr treffen sie sich für mehrere Wochen in den flachen Bodden- und Küstengewässern zur Rast. Über 50.000 Kraniche tanken ihre Energiereserven auf und sorgen für ein unvergleichliches Naturschauspiel.
 
Lokal genießen

Der Tourismusverband Fischland-Darß-Zingst hat einen informativen Online-Folder über die Hofläden und Manufakturen auf der Halbinsel und dem Küstenvorland herausgegeben.
 
Anreise und Mobilität vor Ort: Mit der Deutschen Bahn ist die Halbinsel von Hamburg und Rostock oder von Berlin und Stralsund über den Bahnhof von Ribnitz-Damgarten zu erreichen. Ab hier fahren regelmäßig Busse (Linie 210) in alle Ecken der Halbinsel. Die RADfatz-Busse sind Linienbusse mit Fahrradanhänger, die Sie bei Ihren Inselausflügen mitnehmen.

Insel Hiddensee

Einer meiner persönlichen Lieblingsflecken ist auch die Insel Hiddensee. Entschleunigung durch Abgeschiedenheit! Mit diesem Argument lässt sich die autofreie Insel ausgezeichnet mit dem Rad oder einer Pferdekutsche erkunden. Die Insel hat eine flache Topografie, nur im Norden finden Sie eine Erhebung mit einem Leuchtturm, von wo Sie eine hervorragende Aussicht auf die Insel und das Umland genießen können. Die Ortschaften von Hiddensee sind ebenfalls eine Welt für sich: Kein Kurhaus und keine Seebrücke prägen hier das sonst so übliche Bild der Ostseedörfer.

Leuchtturm Hiddensee © Anna Kodek

Anreise: Erreichbar ist Hiddensee mit der Fähre ab Stralsund oder Rügen.

Nationalpark Jasmund

Der kleinste Nationalpark in Deutschland ist der Nationalpark Jasmund auf Rügen. Die grellweiß leuchtenden Kreidefelsen sind ein gelungener Kontrast zu dem dunkelgrünen Buchenwald und der blauen Ostsee.

Kreideküste auf Rügen © Anna Kodek


Der Nationalpark erinnert mich auch an eine unvergessliche Tages-Rundwanderung von Saßnitz entlang der Kreideküste bis zum Nationalparkzentrum. Zurück nach Saßnitz ging es dann über den Hochuferweg, durch einen schattigen Buchenwald, der sich immer wieder lichtete und spektakuläre Blicke auf die Kreidefelsen und das Meer freigab. Ich war meist allein unterwegs. Je näher ich aber zum berühmten Königsstuhl (ca. 300.000 Besucher*innen pro Jahr) kam, desto voller wurde es …

Anreise und Mobilität vor Ort: Nach Rügen reisen Gäste mit der Bahn ab Hamburg oder Berlin an.
Direktverbindungen gibt es nach Bergen auf Rügen und Binz auch ab München, Leipzig, Frankfurt, Bremen, dem Ruhrgebiet und weiteren deutschen Städten. Der Fernbusanbieter Flixbus hat ebenfalls mehrere Haltestellen auf Rügen.
Vor Ort sind E-Bikes und E-Autos auf Rügen und Stralsund bei Grün4rent buchbar. Außerdem hat die Insel ein gut ausgebautes Busnetz.

Mecklenburgische Seenplatte

Die Mecklenburgische Seenplatte liegt etwa auf halber Höhe zwischen Berlin und der Ostsee und eignet sich besonders, im Slow Modus zu entdecken. Über 1.000 Seen, viele kleine Bäche, Wälder, unzählige Moore und eine große Artenvielfalt an Tieren und Pflanzen prägen diese wunderschöne Gegend. Die Müritz, der größte Binnensee Deutschlands, ist das Herzstück der Seenplatte.
An ihr grenzt der 1990 gegründete Müritz Nationalpark an. Hier ziehen Seeadler ihre Kreise, Fischadler stürzen sich aus schwindelerregender Höhe in den See und das Trompeten der Kraniche ist im Frühling und Herbst zu vernehmen. Innerhalb seiner Grenzen befinden sich über 100 Seen und rund 400 Moore. Viele Seen sind mit kleinen Flüssen verbunden und eignen sich gut für mehrtägige Kajaktouren.

Müritz Nationalpark © Anna Kodek

Die Städte der Region

Die größte Stadt der Seenplatte ist Waren-Müritz mit ihrer lieblichen Altstadt am Nordufer des „Binnenmeers“. Aber auch Neubrandenburg und Neustrelitz sind sehenswert.
Einzigartig in Europa ist die spätbarocke, sternenförmige Stadtanlage von Neustrelitz. Vom Marktplatz weg verlaufen die Straßen achtstrahlig.

Erwähnenswert ist die Alte Kachelofenfabrik. Bis 1969 wurden Kachelöfen hergestellt, danach stand die Fabrik lange Zeit leer. Heute ist sie Treffpunkt der Kulturszene mit Kino, Gastronomie und Galerie, wo regionale und überregionale Künstler*innen ihre Werke ausstellen.
 
Anreise und Mobilität vor Ort: Nach Waren Müritz gibt es Direktverbindungen von Berlin, aber auch von Leipzig oder Dresden. Neben dem Linienbus sind Sie auch mit dem Kleinseenbus, dem Fleesensee-Shuttle und dem Plauer Rundbus mobil. 

Uckermark

Im Osten schließt mit der nachhaltig zertifizierten Uckermark ein weiteres Naturjuwel an die Seenplatte an. Dieser Landstrich ist der am dünnsten besiedelte von ganz Deutschland. Natur- und Landschaftsschutzgebiete wie der Naturpark Uckermärkische Seen, das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin und der Nationalpark „Unteres Odertal“ nehmen etwa zwei Drittel der Fläche ein.
 
Der Nationalpark „Unteres Odertal“ ist Deutschlands einziger Auen-Nationalpark und zugleich das erste grenzüberschreitende Großschutzgebiet mit Polen. Mit seinen überschwemmten Flächen ist er auch ein idealer Rastplatz für zahlreiche Zugvogelarten.
 
Die Städte der Region

Inmitten der Uckermark liegt das 1178 erstmals erwähnte Gramzow mit einer gigantischen Klosterruine. Templin wartet mit barocken Sehenswürdigkeiten und einer mittelalterlichen Stadtmauer auf und in Boitzenburg bestaunen Besucher*innen eines der größten Schlösser Brandenburgs.
 
Floßfahrt am Lychensee

Ein nicht alltäglicher Ausflug ist eine Floßfahrt am Lychensee. Ein eigenes Flößereimuseum wurde eröffnet und jährlich findet ein Flößerfest statt. Jahrhundertelang wurde Holz auf dem Wasserweg in die umliegenden Sägewerke und weiter nach Berlin transportiert. Mit zunehmender Verlagerung des Holztransportes auf die Straße verlor die Flößerei an Bedeutung.
 
Anreise und Mobilität vor Ort: Ab Berlin sind die Orte der Uckermark öffentlich erreichbar. In der Uckermark selbst stehen Gästen u.a. die Schorfheide-Bahn, das Uckermark-Shuttle, die Nationalparklinie oder der Strandbad-Bus zur Verfügung. Das Tourismusamt Uckermark führt eine Liste mit Fahrradverleihstationen und Stromtankstellen. 

Berlin

Brandenburger Tor, Reichstagsgebäude, Fernsehturm, Museumsinsel, East Side Gallery und Berliner Dom sind einige Top-Sehenswürdigkeiten der deutschen Bundeshauptstadt. Aus der bevölkerungsreichsten und flächenmäßig größten Stadt Deutschlands entstand im Laufe der Zeit eine Stadt der grünen Trends. Fünf Anregungen, wie Besucher*innen Berlin anders erleben können:

  1. Mit dem Fahrrad durch die deutsche Hauptstadt brausen: Mit Green Bike Tour radeln Sie in Berlins Zukunft.
  2. Berlin vom Wasser aus mit einem Solarkatamaran entdecken: Lassen Sie bei einer Fahrt mit einem Solar-Katamaran auf der Spree Berlins Sehenswürdigkeiten an sich vorbeiziehen. Highlights sind unter anderem die imposante Oberbaumbrücke oder die Fischerinsel im Nikolaiviertel, dem ältesten Viertel von Berlin.
  3. Shoppen: Auf 4.000 m² im Naturkaufhaus  einkaufen gehen. Lernen Sie die Mode-, Design- und die Nachhaltigkeitsszene mit Greenfashiontours kennen.    
  4. Schlemmen: Berlin ist mehr als Currywurst. Vergessen Sie dabei nicht, dass Berlins internationale Food-Szene zu den aufregendsten in ganz Europa gehört. Die vegane Food App „Happy Cow“ wählte Berlin zu einer der veganfreundlichsten Städte weltweit. Das Restaurant FREA ist vegan und zero-waste. Verarbeitet werden ausschließlich Bio-Produkte.  
  5. Berlin aus der Sicht von ehemaligen Obdachlosen betrachten: Auf den Stadtführungen von Querstadtein ergreifen ehemalige Obdachlose und Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung ihr Wort. Sie lassen Berlin-Besucher*innen hinter die glitzernde Fassade blicken und bieten Raum für persönliche Begegnungen.
Bahnhof Berlin © Anna Kodek

Anreise nach Norddeutschland
Ab Wien kann man mit dem Nachtzug nach Hamburg oder Berlin reisen. Will man keine Nacht im Zug verbringen, kann man nach z.B. München reisen und von dort direkt nach Rügen oder in einige Hansestädte fahren.
Sehr zu empfehlen ist die Website Direct Train. Hier geben Sie einen Bahnhof ein und Sie sehen alle Direktverbindungen, die es vom gewünschten Bahnhof aus gibt.