Die „Tour d’horizon“ – ein Modellangebot zum Kennenlernen einer Landschaft des Jahres

Natur – Kultur – Geschichte – Begegnungen am Oberrhein

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Region Oberrhein © NFI
Region Oberrhein © NFI, Anita Pinter

Als ich den Auftrag erhielt, bei der Modellreise Tour d’horizon der Naturfreunde Internationale (NFI) in der „Landschaft des Jahres 2013/14 Oberrhein“ als Dolmetscherin mitzuwirken, konnte ich mir zuerst einmal nicht recht vorstellen, was den Reiz einer Tour d’horizon in dieser Region ausmachen sollte. Die Landschaft des Jahres Oberrhein ist ein langgestrecktes Gebiet im Dreiländereck ungefähr zwischen den großen Städten Straßburg, Karlsruhe und Basel. Das Gebiet ist Lebensraum von sechs Millionen Menschen auf 21.500 km2. Es wirkt auf den ersten Blick wie ein enges Netz von Städten, der Rhein wird wasserwirtschaftlich genutzt, immer wieder stechen Kraftwerksbauten ins Auge, und auch Industrie gibt es nicht wenig in der Region. Zu beiden Seiten des Flusses verlaufen streckenweise stark frequentierte Autobahnen. Die Region ist auch weitgehend touristisch erschlossen – was sollten da die Naturfreunde im Rahmen einer Tour d’horizon Besonderes anbieten, dachte ich mir.

Ich wurde allerdings schnell eines Besseren belehrt. Den Naturfreunden aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz ist es gelungen, ein Programm für eine Entdeckungsreise durch ein Gebiet auszuarbeiten, das eben doch nicht nur aus Städten und Straßen und Bahnlinien, Industrie und Kraftwerken besteht, sondern auch über bemerkenswerte Naturschätze in attraktiven Landschaftsräumen verfügt, z. B. in den Vogesen, im Schwarzwald, in den Rheinauen etc. – und das alles in unmittelbarer Umgebung der Städte.

Besonderheiten des Modells „Tour d’horizon“

Die „Tour d’horizon“, die von der NFI bisher in sechs Landschaften des Jahres durchgeführt wurde, ist ein grenzüberschreitendes Reiseangebot und war als solches zum jeweiligen Zeitpunkt immer neuartig. So auch diesmal. Mit der Tour d‘horizon wollen die Naturfreunde nicht nur Natur, Kultur und Geschichte einer „Landschaft des Jahres“ bekannt machen, sondern – im Sinne eines nachhaltigen Tourismus – diese auch als Lebensraum erschließen: durch Begegnungen mit engagierten AkteurInnen und BewohnerInnen, durch das Kennenlernen von traditionellen und modernen Wirtschaftszweigen. Dabei sollen keineswegs die Probleme der Region ausgespart werden.

© NFI
© NFI, Anita Pinter

Die Tour d’horizon am Oberrhein – meine persönlichen Highlights

Moderne Technik und altes Handwerk: Zu den Höhepunkten der Reise zählten für mich die Treffen mitNaturfreunden, die sie sich für ihre Region engagieren, sei es durch Initiativen im Energiebereich, sei es bei der Bewahrung traditionellen Handwerks. Beeindruckend der Naturfreund Müllerschön, der beispielhafte Initiativen im Bereich modernster Windenergietechnologie umsetzt, und als Kontrapunkt André Haeberlé, ein der Tradition verpflichteter Holzschuhmacher, dem es durch Engagement, Dynamik und Persönlichkeit gelingt, ein altes Handwerk weiterleben zu lassen.

Weinkultur, exotische Fauna und Flora: Der „Kaiserstuhl“ ist ein sonnendurchfluteter Teil des Oberrheingebietes, nahe der sehenswerten Stadt Breisach. Er ist vulkanischen Ursprungs und bietet hervorragende Voraussetzungen für den Weinbau. Das wurde uns anschaulich vor Augen geführt: zuerst durch eine Kellerführung, dann durch eine Weinverkostung und schließlich durch eine Weinbergwanderung. Die für die Gegend charakteristische Pflanzen- und Tierwelt ist mediterran, sogar Kaktusfeigenbäume konnten wir bestaunen, geleitet von einem botanisch und zoologisch bewanderten Kellermeister – ein wirklich schöner und informativer Nachmittag.

Weinberge © NFI
Weinberge © NFI, Anita Pinter

Geschichte und Baukunst: Städte wie Karlsruhe, Straßburg, Colmar und Basel sind immer eine Reise wert und brauchen vielleicht keine Tour d’horizon, um entdeckt zu werden. Wenn aber durch kompetente BegleiterInnen – NaturfreundInnen und andere – besondere Schwerpunkte herausgegriffen, geschichtliche Zusammenhänge zwischen den Städten der Region herausgearbeitet, verständlich gemacht und teilweise vor sehr persönlichem Hintergrund kommentiert werden, hat das einen ganz speziellen Reiz.

Colmar © NFI
Colmar © NFI, Anita Pinter

Wandern und Natur: Die Region ist reich an Schutzgebieten und generell ein wunderbares Gebiet für Naturliebhaber und Wanderfreudige. Zwar haben wir bei unseren Wanderungen keine Luchse, Wildkatzen oder Biber angetroffen, die sich hier wieder angesiedelt haben. Und auch Lachse haben sich bei unserem Besuch der Fischtreppe in Gambsheim nicht gezeigt. Trotzdem hatten wir Glück und konnten Vertreter einiger anderer Fischarten dabei beobachten, wie sie sich, gegen die Strömung des Rheins ankämpfend, den ihnen vorgegebenen Weg flussaufwärts bahnten – ein beeindruckendes Schauspiel.

Wandern in der Natur © NFI
Wandern in der Natur © NFI, Anita Pinter

Die „Green City“ Freiburg: Anwendung von Solarenergie als Schwerpunkt, nachhaltiges Energiemanagement, zukunftsfähige Mobilität, Natur als städtisches Kapital, Initiativen und Bürgerbeteiligung, Innovationsfreudigkeit – das sind u.a. die Ingredienzien der kommunalen Umwelt- und Klimaschutzpolitik in Freiburg. Nach einer Einführung in einer Innovationsagentur ermöglichte uns eine alternative Stadtführung, die fast lautlos auf begrünten Gleisanlagen dahingleitenden Straßenbahnen, die Vorteile von Tempo 30 in weiten Teilen der Stadt, die beeindruckenden Fahrradparkanlagen am Bahnhof und Vieles Andere kennenzulernen, was den Namen „Green City“ rechtfertigt. Dazu zählt natürlich auch der Stadtteil Vauban, in dem Bürgerengagement, Bauen in der Gemeinschaft und umweltbewusstes Leben großgeschrieben werden.

Stadtteil Vauban in Freiburg © NFI
Stadtteil Vauban in Freiburg © NFI, Anita Pinter

Geselligkeit und Kulinarik: Eine Mischung aus französischer Raffinesse und badisch-schweizerischer Bodenständigkeit charakterisiert die Küche der Region. Beispielhaft vor Augen geführt wurde uns das vor allem in zwei Naturfreundehäusern, „Moosbronn“ in Deutschland und „Les Jonquilles“ in Frankreich. In familiärer Atmosphäre erfuhren dort die ReiseteilnehmerInnen im Gespräch mit ortsansässigen NaturfreundInnen viel über die Potenziale und auch über die Probleme der Region Oberrhein. So kamen wir auch völlig improvisiert in den Genuss eines beeindruckenden Vortrags über die Umweltbildungsarbeit der Naturfreunde Baden – absolut nachahmenswert.

Naturfreundliches Beisammensein © NFI
“Naturfreundliches” Beisammensein © NFI, Anita Pinter

Soweit meine persönlichen Highlights. Sicher gab es für jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer andere spezielle Höhepunkte. Und sicher gab es auch da und dort Programmteile, die nicht so gelungen waren. Hilfreich bei der Bewertung der Reise ist das engagierte Feedback der ReiseteilnehmerInnen. Sie kamen aus der Region, aus anderen Regionen der an der Landschaft des Jahres beteiligten Länder und aus Österreich und waren sich, trotz punktueller Kritik und konstruktiven Verbesserungsvorschlägen, einig, dass die Tour d’horizon Oberrhein eine sehr positive Erfahrung war.

Als anfängliche Skeptikerin, die eines Besseren belehrt wurde, kann ich Tour d’horizon all jenen wärmstens empfehlen, die die Landschaft des Jahres kennenlernen wollen und nicht wissen, wo anfangen und wo aufhören. Alle Beteiligten waren überzeugt, dass eine Wiederholung dieser Reise im nächsten Jahr wünschenswert wäre.

Wir bedanken uns bei Ingeborg für diesen Beitrag.

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Mag. Ingeborg Pint ist diplomierte Dolmetscherin für Französisch und war von 1992-2006 Projektkoordinatorin der „Landschaften des Jahres“ der Naturfreunde Internationale (NFI). Sie hat in vergangenen Landschaften des Jahres fünf Tour d’horizons mitgestaltet und als Reiseleiterin geführt. Derzeit ist sie ehrenamtliche Afrika-Referentin der NFI und als solche für die kontinuierliche Betreuung der afrikanischen Naturfreunde-Organisationen zuständig.

 

 

Le « Tour d’Horizon » –
un voyage modèle pour découvrir un « Paysage de l‘Année »

Nature – Culture – Histoire – Rencontres sur le Rhin supérieur

Quand l’Internationale des Amis de la Nature (IAN) me demanda d’accompagner comme interprète le voyage modèle « Tour d’Horizon » dans le « Paysage de l’année 2013/14 Vallée du Rhin supérieur », je ne voyais d’abord pas ce que pourrait être l’attrait d’un Tour d’Horizon dans cette région. Le Paysage de l’Année Vallée du Rhin supérieur est une région allongée au carrefour de trois pays, à peu près entre les grandes villes Strasbourg, Karlsruhe et Bâle. Environ six millions de personnes vivent ici sur 21 500 km2. À première vue c’est un dense réseau de villes, le Rhin est fortement mis à contribution pour la fourniture d’énergie hydroélectrique, des centrales et barrages se dressent à de nombreux endroits, et les installations industrielles ne manquent pas dans la région. Des deux côtés du fleuve il y a des autoroutes très fréquentées. Et c’est en grande partie une région où le tourisme est très développé. Quoi de spécial les Amis de la Nature pourraient-ils  proposer pour un Tour d’Horizon dans cette région ? – me demandai-je.

Très rapidement je compris que j’avais tort. Les Amis de la Nature d’Allemagne, de France et de Suisse on réussi à concocter un programme de découvertes dans une région qui, contrairement à ce que j’avais pensé, n’est pas uniquement faite de villes , routes, voies ferrées, industries et centrales électriques, mais qui dispose aussi de trésors naturels dans de très beaux paysages, par exemple dans les Vosges, en Forêt Noire, dans les dépressions rhénanes, etc. – et tout ceci à proximité immédiate des villes.

© NFI
© NFI

Le modèle « Tour d’Horizon »

Déjà organisé dans six Paysages de l’Année, le « Tour d’Horizon » de l’IAN est un voyage transfrontalier, et à ce titre il a toujours été innovateur. Le Tour d’Horizon permet aux Amis de la Nature de faire connaître non seulement la nature, la culture et l’histoire d’un Paysage de l’Année, mais – dans l’esprit du tourisme durable – de sensibiliser aussi pour la région comme territoire de vie : par des rencontres avec des acteurs engagés de la région, par la découverte d’activités économiques modernes et traditionnelles, tout ceci sans faire oublier les problèmes de la région en question.

Le Tour d’Horizon sur le Rhin supérieur – mes coups de cœur

Technologie moderne et artisanat traditionnel : Parmi les moments forts du voyage ont compté pour moi les rencontres avec des Amis de la Nature qui s’engagent pour leur région, soit par des initiatives dans le domaine de l’énergie, soit par la sauvegarde d’un artisanat traditionnel. Les initiatives exemplaires de l’Ami de la Nature Müllerschön relatives aux technologies les plus récentes de production d’énergie éolienne ont de quoi impressionner, tout comme, en contrepoint, André Haeberlé, sabotier attaché à son métier traditionnel qu’il réussit à maintenir en vie grâce à son engagement, son dynamisme et sa personnalité.

Patrimoine viticole, faune et flore exotiques : Le Kaiserstuhl est une contrée ensoleillée dans la région du Rhin supérieur, à proximité de la belle ville de Breisach. Il est d’origine volcanique et favorise la viticulture. Nous avons pu nous en convaincre : d’abord grâce à une visite de caves, ensuite en dégustant les vins et finalement en marchant dans les vignobles. La flore et la faune du Kaiserstuhl sont méditerranéennes, nous avons même pu admirer des figuiers de barbarie – une après-midi agréable et intéressante, animée par un maître de chai très versé aussi en botanique et zoologie.

Histoire et architecture : Des villes comme Karlsruhe, Strasbourg, Colmar et Bâle valent toujours un voyage et peuvent sans aucun doute se découvrir aussi sans un « Tour d’Horizon ». Mais lorsqu’on est guidés par des accompagnateurs et accompagnatrices compétents – Amis de la Nature et autres – qui font partager leur passion pour leur région, font comprendre les interactions entre les villes de la région et les liens historiques, tout en parlant aussi de leur propre biographie, c’est d’autant plus enrichissant.

Randonnée et nature : La région est riche en aires protégées et d’une manière générale un eldorado pour les amoureux de nature et de randonnée. Il est vrai que pendant nos randonnées nous n’avons vu ni lynx, ni chats sauvages ni castors – tous des espèces revenues dans la région. Et aucun saumon ne s’est montré lors de notre visite de la passe à poissons de Gambsheim. Mais nous avons eu la chance de pouvoir observer des spécimens d‘autres espèces se frayer leur chemin vers l’amont, luttant contre le courant du Rhin – un spectacle impressionnant.

Freiburg, la « Green City » : Priorité pour l’énergie solaire, gestion durable de l’énergie, mobilité viable, la nature comme capital urbain, participation citoyenne et innovation – voilà quelques ingrédients parmi d’autres de la politique municipale de Fribourg en Allemagne, en matière d’environnement et de protection du climat. Après une introduction dans les locaux d’une agence d’innovation, une visite alternative de la ville nous a permis de faire connaissance avec les trams silencieux glissant sur des pistes végétalisées, les avantages des vastes zones 30, les impressionnants parkings vélos près de la gare et avec bien d’autres réalisations qui justifient la désignation « ville verte ». À ne pas oublier le quartier Vauban, où les habitants s’attachent à l’engagement citoyen, à la construction collective et aux modes de vie respectueux de l’environnement.

Vauban en Freiburg © NFI
Vauban en Freiburg © NFI

Convivialité et cuisine du terroir : Un mélange de raffinement et de rusticité caractérise la cuisine de la région. Nous en avons surtout fait l’expérience dans deux Maisons des Amis de la Nature, « Moosbronn » en Allemagne et « Les Jonquilles » en France. Dans une ambiance conviviale et amicale les participants au voyage ont beaucoup appris des Amis de la Nature locaux, sur leur région, ses potentialités et ses problèmes. Et nous avons même pu bénéficier d’une présentation spontanée et impressionnante des activités d’éducation environnementale des Amis de la Nature du Bade, tout à fait exemplaires.

Voilà donc mes coups de cœur du voyage. Chaque participante et chaque participant auront certainement retenu leurs propres points forts. Et certainement il y a eu aussi des éléments moins réussis dans le programme. Dans l’évaluation du voyage le feedback engagé des participants joue un rôle important. Ils étaient venus de la région, d’autres régions des pays participant au Paysage de l’Année et d’Autriche ; tous ont été unanimes pour dire que, malgré quelques points de critique et des propositions constructives d’amélioration, le Tour d’Horizon a été une expérience très positive.

Sceptique au début et détrompée par la suite, je recommande vivement le Tour d‘Horizon à tous ceux et à toutes celles désireux de découvrir le Paysage de l’Année mais n’ayant pas de repères. Tous les participants ont été convaincus qu’il serait souhaitable de répéter le voyage l’année prochaine.

Ingeborg Pint
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Ingeborg Pint est interprète diplômée de français et a été coordinatrice du « Paysage de l’Année » de 1992 à 2006. Elle a coorganisé et accompagné des Tours d’Horizon dans cinq Paysages de l’Année. Actuellement elle est responsable au siège de l’IAN des contacts avec les organisations africaines d’Amis de la Nature.

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