Naturtourismus in Rio Lagartos

Letztes Jahr im Sommer hatte ich das große Glück ein paar Monate in Rio Lagartos, einem kleinen, mexikanischen Fischerdorf an der Nordküste von Yucatán zu verbringen.

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Rio Lagartos ist ein ganz besonderer Ort, da er mitten in der gleichnamigen Biosphäre liegt, in der, je nach Jahreszeit bis zu über 360 verschiedene Vogelarten leben. Die meisten Menschen, die sich hierher verirren, kommen jedoch wegen der tausenden Flamingos, die das ganze Jahr hier bleiben – und den Krokodilen, die der ganzen Umgebung ursprünglich ihren Namen gaben. Daneben kann man am Strand ausruhen, schnorcheln, in den Mangrovenwäldern wandern, sich an bunten Salzseen sattsehen, Sportfischen und an Naturschutzprojekten teilnehmen. Und abends wirft man einen Blick in den wunderschönen Sternenhimmel – den gleichen den auch schon die Mayas vor tausenden von Jahren für ihre astronomischen Erkenntnisse nutzten.

Obwohl es so viel zu erleben gibt, ist Rio Lagartos bisher jedoch noch verhältnismäßig unbekannt. Der Grund: bisher lebten die Menschen hier hauptsächlich von der Fischerei. Dies funktionierte zwar in der Vergangenheit gut, doch aufgrund schwindender Fischbestände, wurde in den letzten Jahren immer deutlicher, dass eine wirtschaftliche Alternative benötigt wird. Der Naturtourismus setzt sich dabei immer mehr als Lösung durch – vor allem, weil der Zugang zu den Highlights der Biosphäre hauptsächlich in kleinen Booten möglich ist und die Anwohner für die Touren auf ihr vorhandenes Wissen über die lokale Natur zurückgreifen können.

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Ziel meines Aufenthalts war es daher ein Konzept zur Förderung des lokalen Tourismus zu erstellen, wobei gleichzeitig auf den Schutz der Natur geachtet werden sollte. Obwohl das Projekt zunächst aus der Initiative eines einzelnen Hoteliers entstand, machten schon bald viele andere im Dorf mit. So nahmen mich vor allem die Touranbieter regelmäßig auf ihre Touren mit, damit ich zum einen notwendiges Fotomaterial generieren konnte und zum anderen selbst auch mehr über die Biosphäre lernen konnte. Bei diesen Ausfahrten kam es manchmal auch zu sehr ungewöhnlichen Begegnungen, wie zum Beispiel auf einer Tour auf der wir gleichzeitig ein Flamingoküken, das wir zu einer Auffangstation brachten, sowie ein kleines Krokodil auf dem Boot hatten. Normalerweise hätte das Krokodil das Küken wohl eher gefressen als friedlich anzuschauen….

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Ungewöhnliche Begegnungen

Hier kann ich vor allem die beiden zertifizierten Touranbieter in Rio Lagartos sehr ans Herz legen:
Diego Nuñez und seine Mitarbeiter sind vor allem auf die Beobachtung von Vögeln und das Sportfischen spezialisiert. Sie bieten aber auch spektakuläre Nachtausfahrten unter dem Sternenhimmel an.
Ismael Navarro, der zweite zertifizierte Touranbieter, organisiert mit seiner Truppe Ausfahrten in die Reservate.

In der Zwischenzeit bin ich selbst aus privaten Gründen zwar wieder in Europa, das Projekt geht jedoch weiter, denn es gibt noch viel zu tun. Nachdem vor allem die Werbemaßnahmen immer mehr Ergebnisse zeigen, ist es umso wichtiger daran zu arbeiten, dass der zunehmende Tourismus in der Biosphäre auch weiterhin im Einklang mit der Natur geschieht bzw. erst recht dazu dient, das sensible Ökosystem der Mangroven zu schützen. Hierfür setzen sich vor allem die zertifizierten Touranbieter ein, weswegen ich guten Gewissens einen Aufenthalt in Rio Lagartos absolut empfehlen kann!

Fast drei Jahre lang, zwischen 2009 und 2012, reiste Helena Oswald um die Welt. Dies gab ihr die Möglichkeit, viele Orte und Kulturen rund um den Globus kennenzulernen, sowie sich viel in der Natur aufzuhalten.
Dabei hatte sie das Glück einige interessante Initiativen kennenzulernen, die touristische Aktivitäten mit wirtschaftlicher Entwicklung verbinden und gleichzeitig großen Respekt für die Anwohner, die lokale Kultur, Bildung und den Schutz der Natur aufweisen. Eine positive Entwicklung, welche sie an vielen Orten dieser Erde beobachten konnte – sei es in Nepal, Neuseeland, Mexiko oder auf den Kanarischen Inseln.

Helena Oswald nahm 2012 an der NFI-Fotomeisterschaft zu „Nachhaltigem Tourismus“ in der Kategorie „Nachhaltiger Tourismus in Entwicklungsländern“ teil, und gewann mit dem Bild “Ungewöhnliche Begegnungen” den 3. Platz.