“Zuhause ist es doch am Schönsten.” Weiterlesen “Reisender oder Tourist: Warum Dabeisein eben NICHT alles ist”
Schlagwort: Fotografie
ASA, Blende, Leitzahl und Co.

Marcus Bauer hat in seiner tourismlog-Geschichte “Bitte Lächeln” schon sehr schön und humorvoll die Probleme der Reisefotografie beschrieben. Menschen zu fotografieren ist eine Herausforderung. Es verlangt Respekt, Geduld und manchmal auch das Aufsichnehmen eines verärgerten „No photo, go!“ Nicht alle Menschen die lächeln, wollen auch fotografiert werden. Es macht da keinen Unterschied, ob man Tourist ist oder Journalist, ob die Kamera aus der Urzeit des Zelluloidfilms stammt, superklein ist oder ein 3-Kilo-Digitalmonster mit 20 Millionen Pixeln Auflösung. Das Ergebnis ist immer dasselbe. Wir dringen mit gezückter Touristenwaffe in die Privatsphäre unseres lebendigen Motivs ein und vergessen dabei allzuoft, dass es der auserkorenen Person vielleicht gar nicht so willkommen ist, als Musterbeispiel der Spezies Homo Fotogenensis im Archiv von flickr.com Berühmtheit zu erlangen.
Tuol Sleng – Mahnmal der Unmenschlichkeit

Der Horror des Krieges und der Folter haben unzählige Namen – KZ Auschwitz, KZ Mauthausen, Gulag Kolyma, Abu Ghraib Prison, Guantanamo, usw… In Kambodscha heißt der Ort des Grauens Tuol Sleng. Was vor 1975 ein Gymnasium war, wurde von den Führern der Roten Khmer für 4 Jahre in ein schreckenerregendes Foltergefängnis verwandelt. Bis zu 1 500 Gefangene mussten tagtäglich blutige Torturen und unbeschreibliche Haftbedingungen über sich ergehen lassen. Von insgesamt über 17 000 Insassen überlebten nachweislich nur 12. Sie hatten das Glück, dass ihre handwerklichen Talente gebraucht wurden. Alle anderen wurden entweder im Gefängnis zu Tode geprügelt, oder nach Ablegen eines „Geständnisses“ außerhalb der Stadt auf einem Feld erschlagen und in Massengräber geworfen.
Bitte lächeln !
„So süß, darf ich ein Bild machen?“ Das blond umlockte Bleichgesicht unserer Tochter scheint in Indien ein Schönheitsideal zu sein. Nach ein paar Dutzend solcher Bitten, macht der Stolz irgendwann der Gewohnheit Platz.

Auf Unterhaltung bedacht, denken wir uns: „Wie du mir, so ich dir“ und schlagen frech einen Handel vor: Das Foto unserer Kleinen gibt es nur im Austausch gegen ein Foto vom Fotografen. Seit wir diese Tauschgeschäfte vorschalten, hat sich die Casting-Prominenz drastisch reduziert. Nur wenige Erwachsene möchten abgelichtet werden. Und plötzlich erklärt sich auch, warum in Reiseliteratur und Urlaubs-Blogs überwiegend Kinder und alte Menschen die Texte bebildern.