Klima-Fair-Reisen – Nachhaltigkeit bei Reisen in ferne Länder

Reisen in ferne Länder ermöglichen es, neue Kulturen und Landschaften kennenzulernen. Reisen – speziell Flugreisen – führen jedoch bekannterweise auch zu klimaschädlichen Emissionen. So betragen beispielsweise die Emissionen eines Hin- und Rückflugs zwischen Wien und New York pro Person fast doppelt so viel wie ein klimaverträgliches Jahresbudget eines Menschen erlauben würde. Mit optionalen CO2-Kompensationszahlungen für den Flug können CO2-reduzierende Projekte finanziert werden und stellen bei Strecken, bei denen ein Flug von Nöten ist, eine Möglichkeit der klimaverträglichen An- und Abreise dar.

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Andre Kiwitz © viventura

viventura, ein Reiseanbieter der sich auf nachhaltige Reisen nach Südamerika spezialisiert hat, übernimmt seit Jahresbeginn auf ausgewählten Reisen alle CO2-Kompensationszahlungen für seine Kunden. Andre Kiwitz, der Gründer von viventura, erklärte in einem Interview mit Alexandra Überbacher von der NFI den Gedanken hinter dieser Aktion, wie man seiner Meinung nach nachhaltiges Reisen populärer machen und Nachhaltigkeit bei Reiseanbietern erkennen kann.

AÜ: Erstmals danke, dass Sie sich die Zeit für das Interview genommen haben. Ich verstehe, dass die jetzige Übernahme der Klimakompensationen auf ausgewählten Reisen durch eine erste Testaktion im Oktober 2013 zustande kam, bei der Sie einen Monat lang alle CO2-Kompenstationszahlungen für die Flüge Ihrer Kunden übernahmen. Wie kommt man auf eine solche Idee und Aktion?

AK: Das Thema CO2 wird immer wichtiger. Auch für unsere Kunden. Wir sind schon seit vielen Jahren Unterstützer von atmosfair [Organisation zum Ausgleich von Treibhausgasemissionen bei Flugreisen, Anm. d. Redaktion] und bieten unseren Kunden bei Buchung mit viventura optional eine CO2-Ausgleichszahlung an. Das Interesse ist groß, die Quote der Buchungen mit Klimakompensation jedoch eher gering. Das brachte uns auf die Idee, nicht nur darüber zu sprechen, sondern tatsächlich einen CO2-Ausgleich zu schaffen und die Kompensationskosten bei den Flügen zu inkludieren, ohne zusätzliche Kosten für unsere Kunden zu schaffen. Um das wirtschaftliche Risiko im Rahmen zu halten, beschränkten wir die Zahlungen unsererseits zunächst auf den Monat Oktober – quasi um das wirtschaftliche Potenzial und Risiko einer solchen Aktion zunächst abwägen zu können.

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AÜ: Gibt es bereits erste Auswertungen zu der Aktion im Oktober?

AK: Ja, die Auswertungen sind brandaktuell und diese Aktion kam bei den Kunden sehr gut an. Unser Unternehmen konnte dadurch einen Zuwachs von ca. 60 % erreichen. Das ist ein großer Erfolg, denn unser Ziel waren 30 %.

AÜ: Wie kam diese Aktion bei den Kunden an?

AK: Wir haben natürlich auch unsere Kunden befragt. Nur wegen dem CO2-Ausgleich würde niemand eine Reise bei viventura buchen. Das ist nur das Zünglein an der Waage für einige Leute, aber gebucht werden wir, weil wir einfach schöne Touren und gute Produkte zu guten Preisen anbieten. Bei den Kundenbefragungen werden natürlich immer das Soziale und das Bewusstsein von den Befragten hervorgehoben. Was aber wirklich bei dem 60 % Zuwachs das Entscheidende war, ist für uns schwer zu sagen, da wir dafür keine Aussagen haben.

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AÜ: Die Aktion ist also insgesamt sehr gut gelaufen. Wie werdet ihr nun die Zukunft weiter gestalten?

AK: Mittelfristig würden wir gerne für alle Reisen die Kompensationen übernehmen und damit 100 % aller CO2-Emissionen unserer Flugreisen einsparen. Seit dem neuen Jahr übernehmen wir nun zunächst für eine gewisse Anzahl an Touren die gesamten CO2-Kompensationkosten und interessierte Kunden können sich spezielle Termine mit einer inkludierten Kompensation aussuchen – zum selben Preis wie für nicht-kompensierte Touren. Damit wollen wir erkennen, wie es angenommen wird und überlegen, wie wir in zwei oder drei Jahren alle Reisen damit abdecken können.

AÜ: Aber sind CO2-Kompensationen wirklich zukunftsfähig? Ist es nicht oft ein Reinwaschen des schlechten Gewissens? Ich zahle etwas drauf und damit ist es egal welches Verkehrsmittel ich nehme?

AK: Ich denke, dass Klimakompensationen ein gutes Mittel sind um nachhaltiger zu Reisen. Sicher ist ein Verzicht aufs Fliegen immer besser als ein Flug mit Kompensationszahlungen, aber im Augenblick ist das Flugzeug die einzige Möglichkeit, nach Südamerika zu reisen – von langwierigen und teureren Schiffsfahrten mal abgesehen. Nicht zuletzt sehen wir auch einen großen Sinn darin, Südamerika und generell ferne Länder zu besuchen, da man andere Kulturen kennenlernt. Jedoch muss das Kernproblem, das bei Flugreisen CO2 ausgestoßen wird, angegangen werden. Vielleicht gibt es in 30 oder 50 Jahren Elektro- oder Solarflugzeuge oder andere nachhaltigere Transportmittel. Bis dahin jedoch bin ich überzeugt, dass die Nachhaltigkeit in den existierenden Fortbewegungsmitteln eine Rolle spielen muss.

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AÜ: Der Flug ist aber nur ein Teil der Reise. Auf was sollte man bei nachhaltigem Reisen sonst noch achten?

AK: Wir achten bei der Auswahl all unserer Partner darauf, dass Nachhaltigkeit ein Thema ist und zwar in dem wir Dinge direkt überprüfen. Beispielsweise achten wir darauf, nicht mit Hotelketten zu arbeiten, bei denen der Gewinn ins Ausland verlagert wird, sondern, dass die Gewinne in den besuchten Regionen bleiben. Bei den Hotels und Restaurants ist es wichtig, dass der Mitarbeiterstand gut ist und lokale Produkte eingebunden werden.

AÜ: Wie glauben Sie, kann man Menschen motivieren, eine nachhaltige Reise zu buchen?

AK: Ich glaube nicht, dass man es dadurch erreichen kann, auf der Website des Unternehmens und in Katalogen groß Nachhaltigkeit dazu zu schreiben, sondern schlussendlich durch Empfehlungen und den Versuch, die Kunden für diese Art des Reisens zu begeistern. Das beinhaltet den Austausch mit der lokalen Bevölkerung, der Besuch von sozialen Projekten und dass man nicht nur die Highlights eines Landes entdeckt, sondern auch mit den Problematiken eines Landes konfrontiert wird und dabei ein Land kennen und respektieren lernt. Dabei spielt die Umwelt natürlich auch eine Rolle. Es ist schön wenn wir Kunden erreichen, die gar nicht auf Nachhaltigkeit getrimmt sind und denen das Thema eigentlich egal ist – Leute die bisher herkömmliche Reisen gemacht haben, in großen Reisegruppen, die durch Souvenirläden geschickt werden. Wenn diese Kunden dann nach der Reise ein gutes Gefühl haben, sich denken sie haben viel mehr dazugelernt und ihren Freunden und der Familie von der Reise berichten – das ist glaube ich der Weg, um verantwortliches Reisen populärer zu machen.

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AÜ: Aber wie kann man nun eine nachhaltige Reise oder Reiseanbieter identifizieren? Hier gibt es ja einen regelrechten „Deklarierungsdschungel“ – wem kann man vertrauen?

AK: Gute Frage. Das ist schwer für den Kunden zu sehen. Ich glaube, als erstes ist es empfehlenswert in seinem Umkreis zu fragen ob jemand schon einmal mit dieser Organisation gereist ist. Damit kann man gut einschätzen ob die Organisation einen verantwortlichen Tourismus anbietet. Wenn ich niemanden kenne, gibt es Zertifizierungen, die hier einen Überblick über das Engagement für Nachhaltigkeit bieten. CSR Zertifikate wie das von CSR TourCert – wir haben gerade unsere Rezertifizierung beantragt und Sie können mir glauben: Hier wird selbst auf die kleinsten Details geschaut – sind im deutschsprachigen Raum verbreitet und alle Mitglieder vom „forum anders reisen“ müssen dieses Zertifikat haben. Das funktioniert in der Regel gut, jedoch würde ich auch hier nicht meine Hand für die Aussagekraft einer Zertifizierung ins Feuer legen. Firmen, die sich hier durchmogeln gibt es auch immer wieder.

AÜ: Dann danke vielmals für das spannende Interview und viel Erfolg in der Zukunft!

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Weiterführende Links zu viventura

Website

http://www.viventura.de/

Aktion Co2-Kompensation von Flügen ab sofort kostenlos bei viventura

http://www.viventura.de/blog/co2-kompensation-von-fluegen-ab-sofort-kostenlos-bei-viventura