Das Weltsozialforum 2013 in Tunis

Weltsozialforum 2013, Tunis
Weltsozialforum 2013, Tunis

Das Weltsozialforum ist als eine Gegenveranstaltung zu den Gipfeln der WTO (Welthandelsorganisation), dem WEF (Davoser Weltwirtschaftsforum) und den jährlichen Weltwirtschaftsgipfeln der Regierungschefs der G8-Staaten zu verstehen.
Zum ersten Mal fand es 2001 in Porto Alegre, Brasilien, statt.

English version below
Version française au-dessous

 
Das Vernetzen sozial engagierter Personen und Organisationen soll dabei unter anderem zum Ausdruck bringen, dass eine Globalisierung auch verantwortungsbewusstes Denken und Handeln für das Wohl der ganzen Welt bedeuten kann. Das Weltsozialforum soll weniger konkrete Maßnahmen beschließen oder Resolutionen verabschieden, als eher der Koordination und dem Erfahrungsaustausch dienen.
(siehe auch weltsozialforum.org für nähere Informationen)
Mamadou MBODJI
Mamadou MBODJI

Für die NFI (Naturfreunde Internationale) berichtete Mamadou MBODJI, Vizepräsident der NFI und Vorsitzender von RAFAN (Réseau africain des Amis de la Nature / Afrikanetzwerk der Naturfreunde) vom diesjährigen WSF in Tunis, Tunesien:

In meiner Eigenschaft als Vorsitzender von RAFAN habe ich vom 26.-30. März 2013 die NFI beim Weltsozialforum 2013 in Tunis vertreten – jener Stadt, in der der arabische Frühling seinen Ausgang genommen hat. Eine Woche lang fanden produktive Gespräche, Diskussionen und Absprachen zum Thema „Eine andere Welt ist möglich“ statt.

Am 27. März veranstaltete die Organisation TAMADI, welche sich für alternative Formen des Tourismus einsetzt und französische sowie belgische Träger mit afrikanischen Partnern zusammen bringt, einen Workshop der ermöglichen sollte, Erfahrungen zum Thema „Ländlicher Tourismus und sozialer Wandel“ auszutauschen.
Erfahrungen wie in Mali, wo Reisproduzenten sich in einem Verband zusammen geschlossen haben um gemeinsam ihre Interessen zu vertreten, oder Madagaskar, wo bäuerliche Organisationen in einer Tourismuskooperative zusammenarbeiten, zeigen einmal mehr, dass ländlicher Tourismus ein Faktor für lokale Entwicklung ist.

Am 28. März organisierte TEN (Third World Tourism Ecumenical European Net) zwei Workshops:

« Tourismus und Menschenrechte »
Die Probleme Kindesmissbrauch, ‘Land Grabbing‘ und mangelnder Zugang zum Meer wurden angesprochen.
Es wurde diskutiert, dass immer noch ein weitgehender Mangel an nachhaltigem Engagement der Tourismuswirtschaft zu beobachten ist, welche sich auf Gesetzesdefizite berufe. Die Leidtragenden dieser Situation sind weiterhin Kultur und Umwelt der einheimischen Bevölkerung.
Den NGOs fällt somit die Aufgabe zu, die zur Verfügung stehenden Kommunikationsmedien für eine Sensibilisierung auf allen Ebenen einzusetzen. Es liegt an ihnen, auf die Tourismusunternehmen einzuwirken, dass diese ihre soziale Verantwortung wahrnehmen. Schließlich haben sie auch dafür zu sorgen, dass überall dort wo der ‘Code of Conduct‘ nicht angewendet wird, extraterritoriale Gesetze zum Tragen kommen.

« Lokale Initiativen und Veränderung der Machtstrukturen im Tourismus »
Es wurde aufgezeigt, wo der Tourismus in unlauteren Wettbewerb mit anderen Wirtschaftszweigen tritt. Ein Beispiel dafür ist im Bereich Fischfang mit den Problemen Überfischung sowie Wasserverschmutzung zu finden.
Trotz hervorragender Voraussetzungen (1300 km Strand und 800 Hotels) hat der Tourismus in Tunesien mit enormen Strukturproblemen zu kämpfen. Im Gegensatz zum „verantwortungslosen“ Tourismus, könnten – so gut wie inexistente – alternative Formen des Tourismus auf lokaler Ebene ein sicherer Wachstumsfaktor sein.
Die positiven Erfahrungen von NFI und RAFAN auf dem Gebiet des verantwortungsvollen Tourismus, welcher der Bevölkerung zugutekommt und umweltverträglich ist, konnten den TeilnehmerInnen kommuniziert werden.

Am 29. März waren zwei Workshops zum Thema „Klima“ von Interesse:

« Energie, Entwicklung und Klima »
Bei diesem Workshop wurde die Problematik der weltweiten Energiekrise angesprochen, welche, vor allem in Entwicklungsländern, jede Bemühung um eine nachhaltige Entwicklung zunichtemacht. Um zu verhindern, dass das Weltklima durch die fossilen Energieträger weiterhin massiv unter Druck gesetzt wird, sind nach wie vor die erneuerbaren Energien die herausragende Alternative.

« Globale Kampagne für Klimagerechtigkeit »
Die TeilnehmerInnen unterstreichen hier die Wichtigkeit eines weltweiten Bündnisses zum Kampf gegen Klimawandel und zur Erreichung von Klimagerechtigkeit – hier und jetzt.

Das GTIF (Global Tourism Interventions Forum), ein Zusammenschluss von Initiativen und Organisationen die es sich zum Ziel setzen, die Mechanismen des internationalen Tourismus zu verändern, hat zwei Sitzungen abgehalten. Es wurde versucht nachhaltige Lösungen angesichts der bereits Jahre dauernden Lethargie auf diesem Gebiet zu erarbeiten.
Unter anderem wurde angeregt, anstelle eines weltumspannenden Netzwerks, regionale Netzwerke einzurichten. In geeigneten Dialogforen könnten hier lokale Probleme legitimer und transparenter diskutiert werden.
Im Vorfeld des WSF 2015 wurde für 2014 in Durban, Südafrika, ein neuerliches Treffen im Rahmen des Forums der asiatischen und europäischen Länder geplant. Dabei wird sich Gelegenheit bieten, diese Struktur durch eine bessere Anbindung an andere Bewegungen dynamischer zu gestalten, um so für die kommenden Jahre eine verbesserte Arbeitsstrategie zu erarbeiten.

Da sich das WSF als ein Ort der Begegnung unterschiedlicher Akteure der Zivilgesellschaft, welche zusammenarbeiten wollen, versteht, ist es für die NFI von Interesse daran aktiv teilzunehmen. Sie kann so ihren Beitrag zum Kampf für „Klimagerechtigkeit – jetzt“ leisten, und ihre Erfahrung und Expertise im Bereich alternativer Tourismusformen mit den anderen Akteuren teilen.
Die NFI sollte die im Forum gebotene Gelegenheit ergreifen, ihre Philosophie, die auf Solidarität und Engagement für nachhaltige Entwicklung beruht, in weiten Kreisen bekannt zu machen.

Wir bedanken uns bei Mamadou MBODJI für seinen Bericht.

English Version:

REPORT ON THE WSF 2013 IN TUNIS

In my capacity as chairman of the African Naturefriends Network (RAFAN), I attended the World Social Forum 2013 on behalf of NFI. It took place from March 26th to 30th 2013 in Tunis, the birthplace of the Arab Spring. The week was full of fruitful dialogue, discussions and agreements on the subject of “Another world is possible”.

On March 27th, TAMADI, an organisation committed to alternative tourism which brings together French and Belgian structures and African partners, organised a workshop to exchange experience on “rural tourism and social change”. Experiences from Mali, where rice producers established a federation to represent their interests, and from Madagascar, where farmers’ organisations work together in a tourism cooperative, show once more that rural tourism is a factor of local development.

On March 28thTEN (Third World Tourism Ecumenical European Net) organised two workshops on the overall topic of the WSF “Another Tourism is possible”.

  • In the morning, the problems of child abuse, land grabbing and lacking access to the sea were discussed under the heading “Tourism and Human Rights”.
    The tourism industry – citing legislative deficits – shows a lack of sustainable commitment, thus harming the culture and environment of autochthon populations.
    Therefore it is the task of NGOs to use all available communication media to raise awareness at all levels. It is up to them to influence tourism businesses so that they take their social responsibility. And finally NGOs have to ensure that extraterritorial laws come into effect where the Code of Conduct is not respected.
  • The workshop “Local initiatives and changing tourism power structures” took place in the afternoon. It was pointed out in which areas tourism competes in an unfair way with other economic sectors, as it is the case for example in the fishing sector where the problems of overfishing and water pollution become apparent.
    Despite its excellent potential (1300 km of beach and 800 hotels), tourism in Tunisia struggles with tremendous structural problems. Compared to “irresponsible” tourism, alternative tourism (which is almost inexistent) could definitely be a growth factor at the local level.
    NFI’s and RAFAN’s positive experience with responsible tourism, which benefits the local population and respects the environment, were successfully communicated to the participants.

On March 29th, two interesting workshops on “climate” were held:

  • “Energy, development and climate”: this workshop focussed on the problem of the global energy crisis which ruins every endeavour for development, especially in developing countries. To avoid further jeopardising the global climate by the use of fossil fuels, renewable energy is still the outstanding alternative.
  • In the second workshop “Global campaign for climate justice”, the participants underlined the importance of a global alliance to fight climate change and to achieve climate justice – here and now.

Global Tourism Interventions Forum-GTIF, an alliance of initiatives and organisations with the aim of changing international tourism mechanisms, held two meetings and tried to find sustainable solutions in view of the lethargy which has reigned in this area for years now.
It was thus suggested to establish regional networks instead of a global one, as regional networks provide a platform to discuss local problems more legitimately and more transparently.
Prior to the WSF in 2015, a new meeting of the Forum of Asian and European countries is planned in Durban in 2014. This will provide the opportunity to make the structure more dynamic by connecting it with other movements and thus find a better working strategy for the years to come.

As the WSF is a place for encounters of different actors of civil society, it is of interest to NFI to participate actively, to contribute to the fight for “Climate justice – now” and share its experience and its expertise on alternative tourism. NFI should seize the opportunity of the forum to make its philosophy, based on solidarity and commitment for Sustainable Development, known to a broader public.

Mamadou MBODJI
NFI Vice President
RAFAN Chairman

Version française:

COMPTE RENDU FSM  TUNIS 2013

Du 26 au 30 mars 2013, en ma qualité de Président du Réseau Africain des Amis de la Nature, j’ai représenté l’IAN au Forum Social Mondial 2013 à Tunis, berceau du printemps arabe. Cela a été une semaine de dialogue fécond, de débats et de concertations autour du thème global « Un autre monde est possible ».

Le 27, TAMADI, une organisation œuvrant pour le tourisme alternatif et regroupant des structures française et belge avec des partenaires africains, a organisé  un atelier de partage d’expériences sur « le tourisme rural et les actions de changement social ».
L’expérience du Mali où des producteurs de riz se sont constitués en syndicat pour sauvegarder leurs intérêts et celle de Madagascar où une coopérative de tourisme a été crée, constituée d’organisations paysannes, viennent confirmer que le tourisme rural est un facteur de développement local.

Le 28, TEN (Third World Tourism Ecumenical European Net), a organisé deux ateliers tournant autour du thème global « Un autre tourisme est possible »

– Le matin, « Tourisme et droits humains » a mis en exergue les abus faits  aux enfants, l’accaparement des terres et l’inaccessibilité à la mer.
Les industries touristiques, s’appuyant sur un déficit législatif dans beaucoup de pays, ne prennent aucun engagement durable, précarisant ainsi les cultures et l’environnement des peuples autochtones.
Dès lors, il revient aux ONG le devoir d’utiliser tous les moyens de communication possible pour sensibiliser à tous les niveaux. Elles doivent amener les entreprises touristiques à faire face à leurs responsabilités sociales. Et enfin, elles doivent faire de sorte que des lois extra- territoriales soient appliquées à tous ceux qui ne respecteraient pas le Code de Conduite.

– L’après midi « Les initiatives locales dans le changement des structures de pouvoir du tourisme » a permis aux participants de mettre le doigt sur la concurrence déloyale du tourisme avec les autres secteurs d’activités par exemple la pêche où on note une surpêche et une pollution des eaux.
Le Tourisme tunisien, malgré son potentiel (1300 kilomètres de plage et ses 800 hôtels), rencontre d’énormes problèmes structurels.
Face au tourisme « irresponsable », le tourisme alternatif, qui y est quasiment inexistant, devrait être un levier de croissance économique certain, au niveau local.
L’expérience réussie de l’IAN et du RAFAN dans le domaine du tourisme responsable, bénéfique aux populations et respectueux de l’environnement, a été partagée avec les participants.

Le 29, deux ateliers concernant le climat ont retenus notre attention. Il s’agit d’abord de

– « Energie, développement et climat » qui a soulevé la lancinante question de la crise énergétique dans le monde qui annihile tout effort de développement, particulièrement dans les pays en voie de développement. Et pour éviter de faire courir de plus graves dangers au climat à cause des énergies fossiles, l’alternative de taille restent les énergies renouvelables.
Ensuite, lors du second atelier « Campagne globale pour réclamer une justice climatique » les participants ont prôné le renforcement d’une coalition planétaire pour lutter contre les changements climatiques et arriver à instaurer une justice climatique, ici et maintenant.

Global Tourism Interventions Forum-GTIF qui se veut  une alliance de groupes et d’organisations cherchant à changer le schéma du tourisme mondial, s’est réuni à deux reprises pour essayer de trouver des solutions durables à la léthargie qu’elle traverse depuis quelques années.

C’est ainsi, qu’au lieu d’un réseau global, il a été suggéré de mettre en place des réseaux au niveau régional qui permettraient de créer des plateformes de dialogue des problèmes locaux avec plus de légitimité et de transparence.
En prélude au FSM 2015, rendez vous a été pris pour 2014 à Durban, lors du Forum des peuples asiatique et européen. Ce sera une occasion de redynamiser la structure par une meilleure connexion avec d’autres mouvements et de peaufiner une meilleure  stratégie de travail pour les années à venir.

Le FSM étant un espace de rencontre  des acteurs de la société civile de nature différente cherchant à travailler ensemble, l’IAN gagnerait à y participer activement. Ainsi elle pourra apporter sa contribution au combat pour une justice climatique maintenant, et partager son expertise et son expérience dans le tourisme alternatif. Elle devrait saisir l’occasion que lui offre ce forum pour mieux vulgariser sa philosophie basée sur la solidarité et la lutte pour un développement durable.

Mamadou MBODJI
Vice-Président  IAN
Président  RAFAN